Westliche Weisheit über Kinder
Östliche Weisheit über Kinder
Afrikanische Weisheit über Kinder
Jüdische Weisheit über Kinder

 

Westliche Weisheit über Kinder

Emmi Pikler  (1902-1984)

„Die Liebe, die Sorgfalt muss das Kind umgeben wie ein angenehmes, gleichmäßiges, warmes Bad. Das Kind soll – auch wenn wir nicht neben ihm sind – ständig fühlen, dass wir es lieben, dass es sich in Sicherheit befindet, dass wir auf es achtgeben, damit ihm nichts Schlimmes zustößt.“

„Wir müssen unsere Kinder unsere Liebe fühlen lassen, indem wir sie gut versorgen. Nicht bloß theoretisch 'gut', sondern so, dass dies ihnen persönlich entspricht. Um das verwirklichen zu können, müssen wir das Kind vorallem gut beobachten, wir müssen unsere Kinder kennenlernen.“

„Das Sich-Kennenlernen ist freilich gegenseitig. Während wir das Kind kennenlernen, beginnt auch das Kind uns kennenzulernen, und zwar vorallem unsere Hände. Die Hände bilden die erste Beziehung des Säuglings mit der Welt (außer dem Stillen). Hände heben ihn auf, legen ihn hin, waschen, kleiden, füttern ihn eventuell auch. Welcher Unterschied: Wie anders ist das Bild der Welt, das sich für den Säugling offenbart, wenn ruhige, geduldige, behutsame, aber doch sichere und entschlossene Hände mit ihm umgehen – und wie ganz verschieden gestaltet sich die Welt, wenn diese Hände ungeduldig, derb oder hastig, unruhig und nervös sind. Am Anfang bedeuten für den Säugling die Hände alles, sie sind der Mensch, die Welt.“

„Behandeln wir das Kind nie mechanisch. Behandeln wir es nie wie einen leblosen Gegenstand, wie klein es auch sein mag. Nehmen wir Rücksicht! Zusammen, gemeinsam, lösen wir die Aufgaben: die Mutter die ihren, das Kind die seinen.“

„Beobachte! Lerne dein Kind kennen! Wenn du wirklich bemerkst, was es nötig hat, wenn du fühlst, was es tatsächlich kränkt, was es braucht, dann wirst du es auch richtig behandeln, wirst du es richtig lenken, erziehen.“

„Wesentlich ist, daß das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir es gerade dessen, was für seine geistige Entwicklung das Wichtigste ist. Ein Kind, das durch selbständige Experimente etwas erreicht, erwirbt ein ganz andersartiges Wissen als eines, dem die Lösung fertig geboten wird.“

„Jedes Kind braucht seinen Fähigkeiten entsprechend angemessenen Raum; allerdings immer groß genug, den nächsten Entwicklungsschritt zuzulassen.“

Elfriede Hengstenberg  (1892-1992)

„Wir alle kennen diese ursprünglichen Regungen der Kinder, die immer wieder darauf hinauslaufen, alleine probieren zu wollen. Wir sollten nur noch mehr darum wissen, daß diese unermüdliche Überwindung von Widerständen aus eigener Initiative dem Kind jene Spannkraft verleiht, die wir ihm zu erhalten wünschen, und daß die Freude an der Auseinandersetzung mit Schwierigkeiten darauf beruht, daß es selbständig beobachten, forschen und überwinden durfte.“

„Ich lasse die Kinder also grundsätzlich selbständig forschen und entdecken. Ich lasse sie frei experimentieren, aber nicht wahllos tun, was ihnen gerade einfällt. Ich wähle eine bestimmte Aufgabe, die nach meinem Ermessen für die Kinder notwendig ist, formuliere  sie so, daß sie Spaß daran haben und bereite Gegenstände und Geräte vor, die die Kinder verlocken, damit zu experimentieren. Ich lasse sie dann selbständig Versuche unternehmen, in denen einerseits ihre Interessen, andererseits ihre Konflikte zur Auswirkung kommen. Aber ich lasse sie allein mit ihren Schwierigkeiten kämpfen und mische mich nicht in ihre Unternehmungen ein [...]. Erst wenn ihre selbständigen Versuche bis zu einem gewissen Grad gereift sind, stehe ich ihnen mit Erklärungen und Vorschlägen zur Verfügung.“

„Ich habe den Kindern möglichst wenig geholfen. Wenn Erwachsene direkt eingreifen, geschieht es leicht, daß die Kinder sich zu wenig auf sich selbst verlassen.“

„Es bestätigt meine Erfahrung, dass Kinder durch verständnisvolles Verhalten von Eltern und Erziehern mehr Chancen zu guten Leistungen haben als diejenigen, die während ihrer Versuche gestört, unterbrochen oder ermahnt werden.“

„Das Kind revoltiert gegen die Unlebendigkeit der Erziehungsmaßnahmen, es wird unruhig und vertobt, weiß keinen anderen Ausweg und erschöpft sich auf diese Weise [...]. Es wird flüchtig und unkonzentriert. Oder es begibt sich resigniert in sein Schicksal.“

„Drohung und Zwang stehen nur zu oft am Anfang einer verhängnisvollen Entwicklung. Sie veranlassen das Kind, den natürlichen Kontakt zu seinem Organismus aufzugeben [...].“

„Es müßte dem Kind Gelegenheit gegeben werden, sein gestörtes Verhalten mit eigenen Sinnen zu entdecken, ehe es den Entschluß fassen kann, sich ändern zu wollen.“

„Da die Kinder die Aufgabe erfüllen wollen, akzeptieren sie die Begrenzung, die vom Gegenstand ausgeht.“

„Eltern und Lehrer, die gelegentlich in den Stunden zusahen, waren überrascht, wie diszipliniert die Kinder arbeiteten. Der Grund für diese Selbstdisziplin lag darin, daß die Kinder Dinge unternehmen konnten, die sie wirklich interessierten und die sie oft selbst vorschlugen. Sie lernten dabei, für sich und ihr Tun Verantwortung zu übernehmen.“

Ellen G. White  (1827-1915)

„Einen Menschen, der zum Ebenbild Gottes geschaffen ist und den der Schöpfer mit Vernunft ausgestattet hat, darf man nicht wie ein Tier dressieren – auch nicht zu Gehorsam und Wohlverhalten.Haustiere müssen es lernen, sich ihrem Herrn unterzuordnen, weil der für sie denken und die Situation beurteilen muss. Wenn man solche Methoden auf Kinder anwendet, macht man sie zu mehr oder weniger unterwürfigen Werkzeugen. Verstand, Wille und Gewissen werden von anderen beherrscht. Gott will nicht, dass so etwas geschieht. Wer es dennoch tut und damit die Persönlichkeit des Kindes zerstört, lädt schwere Schuld auf sich, deren Folgen nicht abzusehen sind.“

„Jedem Pflanzkorn ist von Natur aus  die Fähigkeit des Keimens und Wachsens mitgegeben. Doch die würde ihm nicht viel nützen, wenn es sich selbst überlassen bliebe. Wenn aus dem Saatgut Frucht werden soll, muss der Mensch seinen Teil beitragen. Allerdings kann er nur Hilfsarbeiten verrichten, indem er sät und allenfalls die wachsende Saat pflegt. Der eigentliche Vorgang des Wachsens und Reifens vollzieht sich ohne sein Zutun. Da muss sich der Mensch bis heute auf die geheimnisvolle Schöpferkraft verlassen, die das Samenkorn zur Frucht werden lässt.“

„Ihr Eltern, beachtet bei der Kindererziehung, was uns Gott durch die Natur lehrt. Was würdet ihr tun, um eine  Rose, Lilie oder Nelke zu züchten? Fragt einen Gärtner, durch welche Behandlung er erreicht, dass jeder Zweig, jedes Blatt so schön gedeiht und die Pflanze sich symmetrisch und harmonisch entwickelt. Er wird euch sagen, dass er sie niemals grob anfasst und keine Gewalt anwendet, denn damit hätte er nur die zarten Stängel gebrochen. Stattdessen umsorgt er das kleine Pflänzchen, düngt den Boden und schützt die wachsenden Pflanzen vor heftigen Windstößen und der stechenden Sonne, und Gott bewirkt, dass sie gedeihen und wunderschön erblühen. Folgt im Umgang mit euren Kindern der Methode des Gärtners. Versucht, durch sanfte Anstöße und liebevolle Hilfeleistungen ihre Charaktere nach dem Vorbild Christi zu formen.“

„Jedes nach dem Bilde Gottes geschaffene Kind besitzt Schöpferkräfte: die Kraft zu denken und zu handeln. Aufgabe der Erziehung ist es, diese Kräfte zu entwickeln. Kinder zu selbständig denkenden Menschen heranwachsen zu lassen und nicht zu Nachplapperer fremder Gedanken. Entdeckendes Lernen in der Natur bewirkt mehr als alles andere.“

„Wenn Kinder an Beispielen sehen, dass in der Natur alles geordnet und nach bestimmten Regeln abläuft, werden sie leichter begreifen, dass Gottes Wille und seine Gebote auch für ihr Leben von Bedeutung sind.“

Maria Montessori  (1870-1952)

„Das Kleinkind weiß, was das Beste für es ist. Laßt uns selbstverständlich darüber wachen, daß es keinen Schaden erleidet. Aber statt es unsere Wege zu lehren, laßt uns ihm Freiheit geben, sein eigenes kleines Leben nach seiner eigenen Weise zu leben. Dann werden wir, wenn wir gut beobachten, vielleicht etwas über die Wege der Kindheit lernen.“

„In Wirklichkeit trägt das Kind den Schlüssel zu seinem rätselhaften individuellen Dasein von allem Anfang an in sich. Es verfügt über einen inneren Bauplan der Seele und über vorbestimmte Richtlinien für seine Entwicklung. Das alles aber ist zunächst äußerst zart und empfindlich, und ein unzeitgemäßes Eingreifen des Erwachsenen mit seinem Willen und seinen übertriebenen Vorstellungen von der eigenen Machtvollkommenheit kann jenen Bauplan zerstören oder seine Verwirklichung in falsche Bahnen lenken.“

„Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“

„Dem Kind seinen Willen lassen, das seinen Willen nicht entwickelt hat, heißt, den Sinn der Freiheit verraten.“

„Die Bewegung ist das Mittel, wodurch der Wille alle Fibern zu durchdringen und sich selbst zu verwirklichen vermag. Der Mensch, der sich nicht bewegt, verletzt sich selbst in seinem tiefen Wesen, verzichtet auf sein Leben.“

„Man könnte sagen, dass, wenn der Mensch denkt, er mit den Händen denkt und handelt.“

„Erziehung ist ein natürlicher Vorgang, den der einzelne Mensch von selbst vollzieht, nicht durch Hinhören auf Worte, sondern durch Erfahrungen mit der Umwelt.“

„Einzelheiten lehren, bedeutet Verwirrung stiften. Die Beziehung unter den Dingen herstellen, bedeutet Erkenntnisse vermitteln. Alle Dinge sind miteinander verbunden und haben ihren Platz im Universum.“

Janusz Korczak  (1878-1942)

„Ein Drittel der Menschheit sind Kinder und Jugendliche, ein Drittel des Lebens ist die Kindheit. Kinder werden nicht erst zu Menschen – sie sind bereits welche.“

„Es ist einer der bösartigsten Fehler anzunehmen, die Pädagogik sei die Wissenschaft vom Kind – und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen.“

„Die Kinder und ich – der gleiche Prozess des Denkens, nur lebe ich länger.“

„Es ist nicht die Schuld der Erwachsenen, daß sie nicht wissen und nicht können, ihre Schuld liegt darin, daß sie dies vor den Kindern verschweigen.“

„Wir, die Erwachsenen, wissen viel über das Kind, aber wir können uns irren. Das Kind allein weiß, ob es sich wohl fühlt oder nicht.“

„Wir kennen das Kind nicht, schlimmer noch: wir kennen es aus Vorurteilen.“

Andere

„Ein Kind anregen zu müssen, das glauben wir nur, weil wir zu wenig Ahnung davon haben, was jeder Mensch an Entfaltungsmöglichkeiten mit auf die Welt bringt.“
Heinrich Jacoby  (1889-1964)

„Die harmonische Entfaltung von Kindern ist ein natürlicher und darum langsamer Prozess. Unsere Aufgabe ist es, die rechten Bedingungen dafür zu schaffen, aber nicht, den Prozess zu beschleunigen. Bringen wir es als Erwachsene fertig, diese inneren Prozesse nicht durch unsere Ungeduld zu stören, sondern ihnen den nötigen Nährstoff zu liefern, so lernt das Kind auf eigenen Füßen zu stehen und nicht sein Leben lang von äußerer Führung abhängig zu sein.“
Rebeca Wild  (geb. 1939)

„Achtsamkeit unterstützt uns in unseren täglichen Bemühungen, mit unseren Kindern bewußt umzugehen. Sie hilft uns, für unsere Kinder zu Quellen bedingungsloser Liebe zu werden, Augenblick für Augenblick, Tag für Tag.“
Jon Kabat-Zinn  (geb. 1944)

„Das erste Wirkende ist das Sein des Erziehers, das zweite, was er tut und das dritte erst, was er redet.“
Romano Guardini  (1885-1968)

„Kinder sind hervorragende Lehrer: Das Zusammenleben mit ihnen bereichert und verwandelt uns von Grund auf. In jeder Situation, und sei sie noch so frustrierend oder banal, verbergen sich Überraschungen und Veränderungschancen – bisweilen enthalten sie sogar ein Stück Weisheit.“
Piero Ferrucci (geb. 1946)

„Bei allem, was man dem Kind beibringt, hindert man es daran, es selbst zu entdecken.“
Jean Piaget  (1896-1980)

„Wenn wir an einem Kind etwas ändern wollen, sollten wir zuerst prüfen, ob es sich nicht um etwas handelt, das wir an uns ändern müssen.“
Carl Gustav Jung  (1875-1961)


Östliche Weisheit über Kinder

„Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Es sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
und obwohl sie mit euch sind,
gehören sie euch nicht.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben, läuft nicht rückwärts,
noch verweilt es beim Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.“
Khalil Gibran  (1883-1931)

„Erziehung streut keinen Samen in die Kinder hinein, sondern läßt den Samen in ihnen aufgehen.“
Khalil Gibran

„Vertraue den Kindern, höre ihnen zu, lerne, ihr inneres Leben zu teilen. Sie werden dir in schwierigen Situationen riesige Flügel verleihen.“
Tibetisch

„Wie das Kind ist auch der Weise jemand, der über alles staunen kann.“
Tibetisch

 

Afrikanische Weisheit über Kinder

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“
Afrikanisches Sprichwort

 

Jüdische Weisheit über Kinder

„Kinder sind ein Geschenk Gottes. Mit ihnen belohnt er die Seinen.“
Die Bibel

„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen! Wer nun sich selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel. Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Anstoß gibt, für den wäre es besser, daß ein großer Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.“
Jesus von Nazareth

„Laßt die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht. Denn gerade für sie steht Gottes neue Welt offen. Täuscht euch nicht: Wer sich der Liebe Gottes nicht wie ein Kind öffnet, wird sie niemals erfahren.“
Jesus von Nazareth